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Schlaflied

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khaosinkinema's avatar
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Literature Text

Als ich heute weglief, fand ich einen See.
Er war überdeckt mit Girlanden aus Schnee.
Er sagte zu mir: "Es ist schön, dich zu sehen!"
Drum wollte ich selbst auf den See hinauf gehen.
Das Wasser, sich räkelnd, umfuhr meine Beine,
Und als ich nun schrie, war ich trotzdem nicht seine.
"Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich gehen lasse!"
Ich schrie leider leiser, als seine Stimme verblasste.
Ich wollte mich wehren, bückte mich nach den Ranken,
Den Klauen des Sees, seinen riesigen Pranken.
Sie schnürten die Kehle mir zu und wir dachten:
"Wär dies nun ein Traum, wär's Zeit zu erwachen!"
Er wollte nur träumen, und nahm mir das Leben.
Ich konnte nicht kämpfen, stand nur noch daneben.
Der Sog wurde größer, das Licht schien so hell,
Mein Körper ein schwerer Balast, nicht so schnell
Wie all die Seelen des Sees, seine blutenden Kinder.
Die Neugierde brach in den goldenen Zünder,
Das Feuer flackerte, die Welt ging nun unter.
Sonne und Mond und die Sterne darunter
Sangen aus Freude ein Lied vom Schlaf,
Das außer der Noten mein Herz genau traf.
Die Musik ist verborgen, das Leben vergangen,
Doch spielt sie auch morgen, drum muss man nicht bangen.
© 2016 - 2024 khaosinkinema
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